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Wilder Frieden zwischen Mann und Frau

Jetzt ist es eine gute Woche her seit unserem zweiten Wildtal-Glückscamp im Schwarzwald. Die persönlichen Rückmeldungen der Teilnehmer:innen haben uns sehr berührt. Es ist so wichtig, dass es solche Räume gibt und dass sich Menschen trauen, diese Räume zu betreten, um neue Erfahrungen zu machen: "Ich bin OK", "Ich muss hier nichts leisten", "Ich werde nicht kritisiert, sondern mir wird offen zugehört", "Ich kann mich trauen, hier sehr Persönliches zu teilen, weil es sicher ist".


Und unser nächstes Seminar "Wilder Frieden zwischen Mann und Frau" bei Stuttgart vom 27. bis 29. September steht schon vor der Tür.



Zuerst einmal zum Wilden: Es weist auf etwas Lebendiges hin, nichts Statisches, was einmal verhandelt wurde und dann "verwaltet" wird. Beziehungen, egal welcher Art sie sind (Freundschaft, Familie, Partner), lassen sich nicht durch Verträge gestalten. Sie basieren nicht auf einem Tauschhandel.


Jedoch unterliegen wir hier auch einem gesellschaftlichen Feld, welches den Tauschhandel lange gutgeheißen hat. Und die dominierenden Einflüsse des männlichen Pols im Patriarchat sind ein wichtiger Faktor auch für Beziehungen. Es ging leider oft mehr um Macht und Kontrolle als um die Macht der Liebe. Diese Rollenbilder haben wir alle in unseren Familien, bei unseren Eltern und Großeltern selbst erlebt. Und sie wirken in uns nach wie vor.


Wenn wir daran etwas ändern wollen, gegen Einengung und Kontrolle rebellieren, tun wir das oft noch mit dem alten Arsenal an Waffen, die wir bewusst und unbewusst aus unserem Erbe mitgenommen haben. Es kämpfen sowohl die Frauen als auch die Männer.


Dies sehen wir in vielen Beziehungen. Die einen kämpfen, weil sie die Liebe und den Menschen festhalten wollen. Die anderen, weil sie die Liebe nicht zu nah an sich heranlassen wollen, weil sie ahnen, dass dann ganz alten Wunden wieder an die Oberfläche kommen werden. Es wird laut und leise gekämpft, es wird mit Liebes- und Nähe-Entzug gekämpft, es wird gedroht und manipuliert.

Warum funktioniert das immer weniger? Weil die Liebe sich nicht einengen lässt. Liebe möchte fließen, und das kann sie nur, wenn sie frei fließen darf. Jeder von uns wünscht sich zu lieben und geliebt zu werden, unsere Prägungen verleiten uns jedoch oft dazu, die Liebe mit Besitzansprüchen, Verpflichtungen und Kontrolle einzuengen. Wir wollen das festhalten, von dem wir gekostet haben. Das Festhalten kommt nicht aus der Liebe, sondern aus der Angst. Angst, dass das Schöne wieder weggehen könnte. Die Angst wird verhindern, dass du eine tiefe Erfahrung von Liebe machen kannst. Sie wird dich dazu führen, zu kämpfen und den Frieden unmöglich machen.


Wie kann es denn nun zu einer neuen, sich ergänzenden Polarität zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen kommen?


Zuerst bedarf es des Erkennens und der Einsicht, welchen Waffen wir selbst immer wieder benutzen, und wie geübt wir darin sind. Das anzuerkennen, mag erst einmal unangenehm sein. Wenn wir in diese Ehrlichkeit gehen und unserem Gegenüber unsere Waffen benennen, ist das ein weiterer Schritt.


Und das Anschauen funktioniert nicht gut alleine oder zu zweit, dazu stecken wir schon zu tief drin. Die Gemeinschaft unserer Seminare bildet das Gefäß, in dem das neue zarte Pflänzlein erste Wurzeln schlägt.


Wesentlich dabei ist die Erkenntnis, dass wir mit unseren Problemen nicht allein sind, sondern im Gegenteil, uns auf einer tieferen Ebene erkennen. Dieses Erkennen wirkt sehr entspannend auf unsere vom "Geschlechterkrieg" ermüdeten Nervensysteme.

Liebe hebt Trennung und Spaltung auf. Sie verbindet uns. Wir werden nicht durch ein einziges Seminar zu erleuchteten Liebhaber:innen. Wir können aber ehrlich erkennen, wie ein anderer, friedlicherer und gleichzeitig lebendigerer Weg aussehen kann. Wir beginnen zu üben. Das verdient eine Anerkennung inmitten einer Welt, die noch an Mauern, Krieg, den Handel in der Liebe und scheinbare (Ver-)Sicherungen glaubt und die Ehrlichkeit für nicht zumutbar hält.


Wir freuen uns sehr, wenn du dich und uns in diesen neuen Räumen kennenlernst. Wir sind hier alle zusammen noch Lernende, was uns zieht, ist der innere Ruf, dass wir mehr und mehr aus Liebe und weniger aus Angst handeln und lieben wollen.

Dann entsteht Frieden in mir, in meinen Beziehungen, in der Welt.




Text von Michael Sommer


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