Empathie ist Anteilnahme, Einfühlungsvermögen, Feingefühl, Sensibilität und
Verständnis für Andere empfinden und ausdrücken zu können.
Selbstempathie bedeutet, das dir selbst gegenüber empfinden und ausdrücken zu können.
Dazu ist es wichtig, dass du dich selbst spürst. Oft sind wir darauf trainiert, mit dem
Spüren und Wahrnehmen im Außen zu sein. Bei unserem Gegenüber.
Und vergessen dabei, uns selbst gut wahrzunehmen und für uns zu sorgen. Und wer
sollte uns im Endeffekt wichtiger sein: Wir selbst oder der/die Andere(n)?
Jorge Bucay, ein argentinischer Schriftsteller und Therapeut, hat es einmal so
ausgedrückt: "Wenn du mich zwingst, zwischen mir und dir zu entscheiden, muss ich
mich für mich selbst entscheiden".
Wenn du früh im Leben aber nicht die Erlaubnis bekommen hast, für dich einzustehen und deine Bedürfnisse auszudrücken, gibt es womöglich einen Nachholbedarf. Wir erleben das immer wieder in unseren Gruppen, dass es für Teilnehmer:innen neu ist, klar für sich einzustehen, sich Pausen zu nehmen, wenn sie sie brauchen (und nicht wenn gerade sowieso Pause ist) und an einzelnen Übungen dann vielleicht nicht teilzunehmen.
Sie machen dabei die Erfahrung, dass sie gut für sich sorgen und teil der Gruppe
bleiben. Das ist nämlich eine Urangst von uns: Dass gut für uns selbst sorgen als
egoistisch bewertet wird und wir dann aus der Gruppe ausgeschlossen werden.
Was in unseren Räumen passiert, ist oft das Gegenteil: Wenn jemand für sich einsteht und seine Grenzen kennt, macht ihn das greifbarer und klarer. Und dann entspannt sich etwas in allen beteiligten Nervensystemen.
Wobei wir beim nächsten wichtigen Punkt sind: Entspannung. Wenn du angespannt
bist, ist es schwierig, die Signale deines Körpers wahrzunehmen und empathisch mit
Dir selbst umzugehen.
Empathie mit dir selbst ist nur möglich, wenn du gut in Kontakt mit dir selbst bist.
Deshalb werden wir auch üben, zu spüren, wenn wir in den "roten" Bereich kommen – Stress in deinem Nervensystem, um dann wieder in den "gelben" Bereich zu kommen – die Eigenwahrnehmung funktioniert wieder (keine Angriffs-, Erstarrungs- oder Fluchtimpulse mehr). Schließlich beginnst du im "grünen" Bereich zu sein – der
entspannte Bereich, wo du dich selbst gut spürst und ein Interesse am sozialen Kontakt aus dir selbst heraus entsteht.
Das Leben ist aus dieser Perspektive heraus gesehen immer auch eine Übung darin,
unsere Eigenwahrnehmung zu verfeinern. Ohne Selbstempathie kannst du auch nicht wirklich empathisch für andere sein.
Von Michael Sommer
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